Alle paar Jahre versucht sich eine kecke Indie-Band an der Aufgabe die heiligen 80er zurück zu holen, was mal in einer fruchtbaren Fusion endet, in vielen Fällen jedoch in einer wiederkäuenden, anbiedernder Kopie von Klängen und Mischungen, die damals schon hätten besser sein können.
Nun tauchte am letzten Freitag, dem 15.02.19 , die neue Platte der australischen alternativen Band Methyl Ethel auf meinem Radar auf und auch hier wird stark mit Elementen der 80s geliebäugelt. Triage umfasst 9 Songs, die die 3 Minuten Marke gerne überschreiten, dabei allerdings wenig in Punkto mitreißender Radiofreundlichkeit einbüßen. Der Opener Ruiner, beginnt mit starken Drums, die bereits beweisen, dass hier nicht der Fehler gemacht wurde, auch die Produktionstechniken von Depeche Mode und co. eins zu eins zu übernehmen. Der Beat sitzt, nichts scheppert, es ist ein satter klang und dann kommt ein kleiner Chor und man steigt schlagartig in den Song ein, der den Hörer in die nächste halbe Stunde zieht. Man ist schnell am Ball, das Album macht keine unnötigen Umwege. Die Songs gehen nicht ineinander über, sondern stehen für sich, dennoch ist ein Stimmungsverlauf und eine Beziehung zwischen ihnen zu erkennen. Noch viel eher lassen sich die neuen Songs klar von den bisherigen Alben unterscheiden, bei denen es nur einzelne Titel qualitativ mit der Produktion von Triage aufnehmen können (Ubu). Ein klarer Hit der Platte ist Scream Whole. Ein Song, der besonders durch das kleine Tame Impala Zitat auffällt, denn hier eröffnet eine tänzelnde Basslinie à la The Less I Know The Better den Track und besticht mit den vielen Worten, die in einem Spiel der Dynamiken aufgehen. Immer wieder wird mit leisen Passagen gespielt, die sich langsam entwickeln und organisch zu einem neuen Motiv formen. Auch im nächsten, weitaus zarterem Song All The Elements wird mit kleinen Brüchen gespielt, die einen an den Song binden. Gerade in Liedern wie Trip The Mains sind Instrumente kaum herauszufiltern und experimentierfreudige Elemente von Ambientsounds mischen sich in den Klang, der zwischen damals und heute zu vermitteln scheint. Die Band nimmt einen an der Hand, umspielt die Fingerspitzen, verschränkt sich im leichten Tanz über die schnell wechselnden Harmonien und bleibt auf einem hohen Level, was den Mix aus vergangenem, schrillen Dreampop und der neu errungenen Coming-of-Age-Dramatik betrifft. Nur Post-Blue bricht mit dem Gebilder und die Schwere, die dieser Song mit sich bringt, lässt mich dann etwas zurück treten und die Wahrhaftigkeit der androgynen Stimme Jake Webb's tritt in den Hintergrund, obwohl der Song, wie seine Vorgänger mit vielen Worten gefüllt wurde. Auch dem Nachfolger Hip Horror nimmt es etwas von seinem Nachdruck und man wird langsamer wieder in das Klangbild hineingezogen. Bei den letzten Titeln ist an jedoch wieder voll drin und es lohnt sich über diesen kleinen Einbruch hinweg dran zu bleiben und sich im Sound von What About The 37° zu baden. Es ist ein textlastiges Album, auf dem mit der Weiblichkeit in Webb's Gesang gespielt wird, der auch etwas zu sagen hat und durchaus mit starken Zeilen aufwartet. Es ist ein cleveres Album, das Dynamik und experimentelle Klänge in Pop-Schemata bringt, ohne jedoch auf eben diesen zu beharren. Es ist leicht zu hören, aber nicht zu leicht. Methyl Ethel, schaffen außerdem einen qualitativen Sprung innerhalb ihrer Diskografie, durch neue klangliche Facetten und einer deutlicheren Werkcharakter in der Gesamtheit des Albums. Doch für mich das wichtigste: Es ist kein müder Abklatsch und unentwegte Huldigung einer Zeit, die für einen Klang berühmt war, sondern eine aktuelle Platte, das sich einzelne Elemente herausgenommen hat, um anhand dessen etwas neues zu Stande zu bringen.
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