Laute Leise Töne
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Laute leise töne

Klebstoff

10/3/2019

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"Ich bin ein Egoist, Ich hab gesagt ich bin da wenn du stirbst, Doch ich war nicht da, Ich war nicht da!"
Ein schwerer pulsierender Synth eröffnet den Song, bevor Mine mit samtiger Stimme nackte, ehrliche Worte in mein Ohr raunt.
  Nein, auch ich war nicht da. Wie jeder Mensch musste auch ich in den letzten Jahren lernen Prioritäten zu setzen, was gleichzeitig heißt, dass Dinge verachlässigt werden müssen. Und nun wo Lebensabschnitte enden, wird unangebracht stark über eben diese Prioritäten nachgedacht.
In den letzten 4 Jahre habe ich mir den Arsch aufgerissen, um meinen Traum zu verwirklichen und es hat nicht geklappt. 
Jahre in denen ich ständig leere Versprechungen gemacht habe, an mich, meine Familie und Freunde. Es gab ein Thema, das alles dominierte, alles andere war nur halbgar.
"Was ich mag fass ich an, was ich fasse leidet dran"
Der Song ist für die Orchester-verliebte Sängerin fast minimalistisch und gibt dem Text einen noch größeren Wirkungsraum.
   Der Umbruch im Leben einer 22 jährigen, auf die 'Und was machst du jetzt damit'-Fragen nieder prasseln, lässt mich regelmäßig durchdrehen. Ständig führen kleine Fragen zu schwerem Atem, verschwommenem Blick, Zittern und  mein Körper tut so, als würde er gleich gegen den Tod kämpfen. 
"Ich habe nie gesagt, dass ich alles an mir mag, Ich verhalte mich schäbig, Doch ich tu' so als weiß ich es nicht"
Meine wilde Unizeit ist davon geprägt, dass ich Parties zu früh verlasse, unreflektiert und unvorbereitet aufschlage, und ich bei meinen neuen Freunden vielleicht nie so richtig angekommen bin, wie wir vielleicht tun. Es bedeutet, dass meine alten Freunde, mich nicht mehr zum feiern einladen und ich, wenn ich mich mal blicken lasse, nur mein gehetztes, frustriertes Herz ausschütte. Hilfe und emotionale Unterstützung sind nicht mehr von mir zu erwarten und selbstverständlich bin ich die letzte, die von Trennungen und neuen Pärchen erfährt.
Meine Leidenschaft hat mich unzuverlässig gemacht, mir mein Gap-Year geklaut und vielleicht hätte ich ja gerne einen Rucksack durch Australien getragen, nur um zu wissen was ich will!?!
Aber genau da liegt die  Crux begraben: Ich weiß was ich will und alles andere musste diesem Ziel weichen.
  Mine leidet und schmettert einem die Ehrlichkeit um die Ohren. Keine abgedroschenen Reue-Phrasen, sondern eine Prise Selbstkritik und die Bereitschaft Fehler einzugestehen. Es ist keine Entschuldigung, es ist eine bittere Betrachtung einiger unbequemer Tatsachen. Wie soll man sich auch für diesen schleichenden Prozess entschuldigen?! 
  Die Wahrhaftigkeit der Worte lässt mich roh und ungetrübt auf meinen Haufen Absagen schauen und ein Wust an Fragen prallt mir entgegen: 
Renne ich meiner Traum nach Selbstverwirklichung weiter fanatisch hinterher und scheiß auf alles, oder fange ich an wieder nach links und rechts zu schauen? Wie zur Hölle soll man all das klar voreinander abgrenzen und wie erkläre ich meinen Freunden, dass ich nicht weiter weiß, sie brauche und gleichzeitig komplett verstehe, dass sie keine Lust haben, jetzt meine Tränchen zu trocknen? 
"Ich hab‘ dich gern und hab gesagt wie es ist, Und dann war ich nicht da, Ich war nicht da"
Klebstoff läuft rauf und runter! Lange konnte ich nicht mehr Musik hören, es war zu viel, ich bin zu
schnell abgedriftet und Die Drei ??? haben meine Gedanken ruhiger gestellt, als The National. Und dann kam Mine und wie immer trifft sie mich und ich erkenne, wie viele verklebte Dinge ich durch meine Hände gehen und  fallen ließ. Was, also nun? Weiter kämpfen, damit ich nicht umsonst so viel verpasst habe? Aufgeben und versuchen die Dinge zu kitten, etwas neues aufbauen? Rigoros mein Leben ausmisten oder die Dinge umklammern in der Hoffnung, doch noch zum Erfolg zu kommen?
Ich weiß es nicht. Klebstoff hallt durch mein Inneres, begleitet mich auf Schritt und Tritt. Ich drehe mich weiter um mich selbst und Mine hilft mir, dabei nicht abzuheben. 
"Ich bin ein Egoist"

Wie gehst du mit großen Entscheidungen um? Lebst du die perfekte Work-Life-Balance oder strudelst du genauso wie ich zwischen den Dingen hin und her?
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Checkpoint (Nie Game Over)

5/1/2019

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Ein ach so Frohes Neues Jahr ist da und das Internet explodiert vor lauter Rückblicken und Zukunftsvisionen. Die Gesellschaft scheint sich in Menschen zu teilen, die eine Liste an Vorsätzen anfertigen - vorzugsweise in geschwundener Schönschrift, dekorativem Tape und möglichst tiefsinnig wirkende Nichtigkeiten - und Menschen die Neujahrsvorsätzen mit Spott gegenübertreten, um ja nicht die kostbare Individualität aufs Spiel zu setzen. Die vergangenen Jahre habe ich versucht diesen Konflikt mit Musik zu kompensieren und Silvester mit lautem Feel-Good-Indie oder dröhnenden Bässen zu versüßen, um mir mit einem Krachen eine Scheiß-Egal-Haltung aufzuzwingen. Doch dieses Jahr habe ich mich ganz bewusst für einen Song entschieden, der mich in angemessener Stimmung auf den Weg durch die nächsten 365 Tage schickt und meinen Rückblick auf 2019 schon heute ermöglicht.

Checkpoint (Nie Game Over) - Bilderbuch

Rhythmisches Keyboard, ein melodiöser Bass, ansteigende Lautstärke - Pause und dann ein lässiges Popspektakel! Nach nur wenigen Takten sollte klar sein, das diese vor Sexappeal strotzenden Klänge nur von Bilderbuch stammen können. Noch bevor Maurice Ernst in nonchalantem Singsang über ein musikalisches Bett aus wabernder Coolness tänzelt, spürt man den Song in den Körper übergehen. Meine Schultern lockern sich und meine Hüften winden sich sacht vor und zurück, während mein Kopf ganz locker von dem Track verdreht wird.
Die Melodie hat meinen Körper fest im Griff und die Warnung Oh Baby pass auf dringt direkt in mich hinein. Der Song gibt mir das Gefühl, dass ich etwas fühl und verpackt mich dabei in ein Vakuum der Gelassenheit. Es ist eine zarte Motivation, die sich angenehm und gesund in mir ausbreitet. Der erste Checkpoint des Songs schmeißt mich direkt in einen Startblock für ein Rennen, dass ich nur mit einem gechilltem Hüftschwung für mich entscheiden kann. Aus der Stimme geht eine Wahrhaftigkeit und Ernsthaftigkeit hervor, die sich in mein Tanzen einmischt.
Immer wieder brechen Gitarren und Barr aus den Patterns aus, und bewegen sich um die Begleitung, spielen die Melodie an und schärfen mein Bewusstsein für die Detaillliebe Bilderbuchs. Hier und da ein kleiner Checkpoint, ein rascher und dennoch geschärfter Blick zurück und ein paar nach vorne... Das umwerfende Echo Checkpoint Huh bricht in der finalen Minute aus dem Interpreten heraus und automatisch will ich mit erhobenem Zeigefinger eine große Treppe hin abschreiten. Der Song schafft eine Kombination aus einer Gelassenheit und Motivation, aus besonnendem Ernst und funkelnder Stärke. Die Gitarre spielt weiter kleine Verzierungen über die funky Akordprogression und der Song klingt aus mit einem englischsprachigem Sample, der das beschriebene Checkpoint-Gefühl nicht besser zusammen fassen könnte. Eine kurze, sachliche Abfolge von Fragen, vor dem nächsten Schritt und schließlich ein Startschuss.

Es sind diese kleinen Erkenntnisse die den Song, das unbesorgte Pass auf, dass den so perfekt für das kommende Jahr machen. Überschwängliche Wut über das politische 2018 mit einem Durchatmen betrachten und ein paar kleinere Schritte in die gesellschaftliche Zukunft machen, die von Empörung getragen werden, von Empörung und einem kleinen Wechselschritt, der mir etwas mehr Leichtigkeit gibt, um nicht zu verkrampfen, zu verharren oder vor lauter Druck zu verzweifeln. Aufbruchsstimmung, aber mit Attitüde, mit Achtung, mit weniger Druck und weniger Furchen auf der Stirn. Ich will ihn verinnerlichen und das Gefühl, das sich in mir ausbreitet, wenn er mich in seine viereinhalb minütige Welt zieht, über die kommenden zwölf Monate herrschen lassen.
Amen.
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Dreh dich nicht um

15/10/2018

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Bild
Vor meinem Fenster mischt sich ein zartes Rosa in den blauen Himmel und ich ziehe mir einen dünnen Pullover übers Kleid, schlüpfe in die Birkenstocks und laufe hinaus. Ein kleines Ritual zieht mich hinaus und mit meinem Mp3 Player in der Hand gehe ich schnurstracks zu einer unbefahrenen Straße, um meinen kleinen Abschied vom Sommer zu zelebrieren.
Die kühlen Tage in Berlin ketten sich aneinander und nur vereinzelt kann man die Jacke zu Hause lassen. Immer öfter holt einen das Grau zurück in die Realität und setzt diesem einzigartigen Sommer eben ein Ende.... Es gibt so viele Lieder die genau diesen Wandel besingen. Lieder, die beschreiben wie es sich anfühlt, wenn der Herbst mit Schwere und Melancholie heran bricht, doch seit einigen Jahren begleitet mich ein ganz anderes Abschiedslied von Gisbert zu Knyphausen durch diese letzten warmen Sommerabende: Dreh dich nicht um
Mit den ersten Akkorden streife ich langsam aus meinen Schuhen und stelle meine Füße au den warmen Asphalt. Ich laufe langsam und Suche auf der Straße nach aufgeweichten Stellen, in die ich meine Zehen drücke und merke, wie der Weg ein kleines bisschen nachgibt.
Etwas bitter startet der Song in sein Lebewohl dennoch ist die Stimme des Sängers weich und brüchig, wenn er singt Nimm deine Schuhe mit wenn du gehst, und deine Zweifel auch
Wie ein Film laufen die schönen Momente dieses Sommers vor meinem innren Auge ab und ich setzte mich auf die warme Straße. Und auch das Lied fängt an in Erinnerungen zu schwelgen und nimmt einen versöhnlichen Ton an, wenn er von besseren Tagen erzählt und trifft genau meine Stimmung. Es ist ein leichtes Bedauern, denn Sonne macht eben alles ein bisschen Besser und verleiht mir und meinem Leben wenigstens einen Hauch von Leichtigkeit. Ich erinnere mich an Abende auf dem Tempelhofer Feld, lachende Gesichter, tänzelnde Heimwege und luftige Klamotten. Die Trompeten setzen gedämpft ein und ich lasse mich ganz auf den Asphalt und in den Song hinein fallen. Jede Zelle meines Körpers saugt die Energie aus der Straße und nimmt sie mit in die Regenvolle Zeit, die auf mich wartet und die mit Sicherheit auch gar nicht so schlimm wird. Auch der Song lässt in seiner Entschlossenheit etwas nach und setzt seinen bildhaften Erzählungen ein zartes Ende.
Ab dann ist egal wie viele heiße Tage diesem hier noch folgen, ich habe meinen Frieden mit dem Sommerende, bin bereit für Uni und Arbeit, bereit für kuschelige Stunden, Homeparties, heißen Apfelsaft mit Zimt und knisternde Kaminfeuer! Und wenn es doch mal zu kalt wird, habe ich diesen wilden Berliner Sommer immernoch in meinem Herzen und lasse mich von ihm auftanken.
Nimm die Erinnerung mit dir, wenn du gehst sonst bleibt sie stumm,
Nimm die Erinnerung mit dir, wenn du gehst und dreh dich nicht um.

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love it if we made it

30/7/2018

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Meine Haare, die genau einen Moment davor stehen zu fettig für die Öffentlichkeit zu sein, sind in einem dürftigen Pferdeschwanz zusammengefasst. Vereinzelt hängen Strähnen daraus und die Sonne blendet mein ungeschminktes Gesicht. Es ist ein klassischer schlechter Tag. Scheiß egal warum: Schule, Uni, Arbeit, Schienenersatzverkehr, kaputter Kopfhörer, Zeitung gelesen oder einfach nur diese verkackte Depression… 
Er sitzt neben mir und zeigt eine Spur zu viel Verständnis für meine schlechte Laune, die ich versuche mit tiefen Seufzern, an Stelle von zynischen Bemerkungen, wegzuatmen. 
Alles pisst mich an und ich habe keine Lust über meine Gefühle und Gedanken zu sprechen.
​

Der 8-hebige Rhythmus der brandneuen Single von The 1975 beginnt leise. Nur ein wattiger Synth, der 4 Akkorde spielt. Soft legt sich ein weiter Synthesizer darüber und ich spüre ein Kribbeln in mir hochfahren. Meine Hände fahren angespannt über meine Oberschenkel und einen Moment lehne ich mich kurz zurück. Die Geräusche und sein gutes Zureden verschwinden hinter den Akkorden. Schließlich wende ich meinen Kopf zu ihm und mein Blick richtet sich gezielt auf seine Lippen. 
Fucking in a car, shooting heroin, saying controversial things just for the hell of it!
Wenn Mattys energische Stimme einsetzt ist es wie ein intensiver, entschlossener Kuss! Kein süßes Küsschen, kein kribbeliger erster Kuss, kein Schüchternes antasten oder romantisches Küssen in einer RomCom, in der ein Kuss über drei Sekunden das Maximum an Intimität und Nähe darstellt und das Happy End besiegelt. Nein, I love it if we made it ist so ein richtiger Kuss. Einer mit beiden Händen an seinem Kopf, die ihn zu mir ziehen. Einer mit durch die Haar fahren und darin fest krallen. Ein Kuss mit zusammengekniffenen Augen, Beinen die sich auf seine Legen, mit Kopf schräg halten und Seiten tauschen und mit Zunge und vielleicht sogar ein bisschen beißen.
Mein Mund auf seinem und sonst nichts.

Der Song kickt mit einer treibenden Kraft und einer angepissten Haltung, die sich mal ein bisschen daneben benehmen will und derb über das Scheitern der aktuellen Weltpolitik, Popkultur und die Probleme von Generation Y herzieht. 
Der Begriff stößt mir bitter auf, beleidigt meinen Drang nach Individualität, der ziemlich repräsentativ für das ganze Millenial-Gelaber ist, doch dieses ganze Generationsding ist bei dem Song einfach nicht wegzuschließen, denn The 1975 haben eine Hymne auf die ‚Herausforderungen’ der Moderne geschrieben.
Oh! Fuck your Feelings! Truth is only hear say! We’re just left to decay! Modernity has failed us!
Der Song verliert nichts von der trotzigen Haltung, auch wenn der zweite Refrain seinen Rhythmus verlagert und anfängt poppiger dahin zu tänzeln und glitzernde Arpeggien aus den 80’n den trotzigen Sänger kontrastreich begleiten. 
Und während ich am Anfang vielleicht ein Bisschen küsste, um nicht mehr über meinen Gefühlskram reden zu müssen, springt mein Herz bei Vers 3 ganz schön heraus, stolpert und ich ringe nach Luft, weil ich vielleicht ein bisschen zu viel von mir hinein gelegt habe; ein bisschen zu ehrlich war. Am Ende stehe ich noch davor das alles zu definieren und mir tatsächlich zu überlegen was ich will… 
Doch eine weitere rotzige Strophe erklingt und ich vergrabe die Zwischentöne gekonnt unter einem neuen Anflug von Rebellion - ganz egal wogegen.
Der Text hingegen benennt ziemlich konkret Probleme und widmet sich in den derben Zeilen Flüchtlingsdiskursen, popkulturellen Ereignissen und Haltungsfragen von 2018. 
Zum Schluss kommt ein Chor hinzu und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn einfach sitzen lasse und wegrenne oder bleibe und wir sehen was der Abend und unser super individuelles Leben noch so bringt. 
I love it if we made it, steht für alle Filmcollagen in denen Teenager Unsinn verzapfen. Er spielt bei Wettrennen mit Einkaufswägen, Zeche prellen, ins Freibad einbrechen und zu übermütigen Küssen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören, aber dadurch noch ein bisschen mehr Reiz bekommen. Doch das Ende ist immer weggeschnitten und abrupt und so endet auch diese impulsive Aktion im Nichts, weil sich keiner von uns festlegen will und Zwei Wochen Euphorie, ja auch viel schöner klingt als Ex.
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Leaving on a Jetplane

22/12/2017

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Bild
Das kalte Licht über mir erlischt und ich starre hinaus in die schwarze Nacht, die von wegweisenden Lichtern durchbrochen wird. Durch mein kleines, ovales Fenster sehe ich das lange Flughafengebäude hinter mir verschwinden, während das Flugzeug Geschwindigkeit aufnimmt bis es schließlich den Erdboden verlässt und sich über Köln/Bonn und über hundert und genau einen Menschen erhebt. 
Und während John Denver diesen Moment besingt, fühle ich 100 Falten auf meiner Stirn entstehen. Obwohl ich mich Sekunden zuvor auf zu Hause gefreut habe, blicke ich nun sehnsüchtig über die Stadt. Oh Babe, I hate to go 
​Hinter mir liegt ein Kurztrip in ungewohnter Zweisamkeit, der zwar wirklich wunderschön war, aber nachdem sich beide mit einem Lächeln voneinander abwenden, weil 1 Zimmer eben doch schnell sehr klein ist.

Doch wie geht man damit um? Es ist ein unabgesprochener Abschied, ein gutes Ende,  das einen Punkt setzt, wo schon lange einer hätte stehen können. Schwer zu verstehen?! JA!  
Im Taumel diffuser Gefühle und der Uneinigkeit, ob das Ganze jetzt traurig oder okay oder sogar gut ist, verlangte die eine kleine Stimme in mir nach selbstkreiertem Drama...
Mit Klos im Hals, wo doch gar keiner sein müsste, glitzernde Auge, die doch gar keine Berechtigung haben und Trauer, die mehr gedacht als gefühlt wird.
Und ich bin mir sicher, dass ich mit einer derartig aufgebauschten Situation nicht allein bin. 
Doch wieso wähle ich Leaving On A Jetplane, wohlwissend, dass ich mich damit in eine emotionale Stimmung steigere, die - nun ja - rational gesehen nicht unbedingt wünschenswert ist?

Ich bin vernarrt in gigantische Gesten und auf der Suche nach dem ganz Großen - egal was das auch sein mag und wenn das Extrem auf sich warten lässt, dann helfe ich eben nach. Kampf dem Durchschnitt!
Ständig bin ich auf der Jagt nach dem richtigen Song für das richtige Gefühl und gebe nichtigen Situationen einen Klang.
​So habe ich mittlerweile Lieder zum Müsli machen, zum Kaffeetrinken am Morgen, am Morgen danach, Songs für meine verschiedenen Arten verkatert aufzuwachen: glücklich zerstört, simpel zerstört, reuevoll oder müde vom bloßen Existieren. 


Manchmal nervt mich meine Sucht nach musikalisch-bedeutungsgeladenen Momenten, doch einige Tage nach meinem Flughafen-Lebe-wohl, das an und für sich nicht mehr als ein seufzendes „Tschüss“ war, kommt der Anflug von Vermissen auf. Nostalgie hat über Nacht alles mit einem wohlig warmen Filter überzogen. Doch als ich Leaving On A Jetplane anspiele, fühle ich ein kleines Aufleben dieser Situation. Song und Gefühl sind miteinander verbunden und die große Geste fordert Konsequenz.
Ich hatte meinen großen Abschied und habe den kleinen Moment aufgeladen und kreiert.
Wo vorher nichts war und eine Illusion meiner nostalgischen Vintage-Erinnerung hätte treten können, ist jetzt dieser Song und mit dessen Ende ist auch dem Gefühl ein Ende gesetzt. 


Auf diesem Blog möchte ich euch an meiner kleinen musikalischen Selbstherapie teilhaben lassen - eine Art Songtagebuch. 
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    ​Im Songtagebuch stelle ich Lieder vor, die ganz bestimmte Momente in den passenden Klang einhüllen.
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