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TOP ALBEN 2020
HAIM - WOMEN IN MUSIC PT. ||| MAC MILLER - CIRCLES PINEGROVE - MARIGOLD LIME CORDIALE - 14 STEPS TO A BETTER YOU PEACH PIT - YOU AND YOUR FRIENDS PHOEBE BRIDGERS - PUNISHER SOCCER MOMMY - COLOR THEORY MURA MASA - R. Y. C. BHZ - KIEZROMANTIK THE CRIBS - NIGHT NETWORK Wer fehlt dir? Schreib's in die Kommentare! 🔥 JANELLE MONAE - TURNTABLES
🔥 SOMEBODY'S CHILD - TOP DRAWER ROMANCE 🔥 070 SHAKE - GUILTY CONSCIENCE 🔥 GLASS ANIMALS - YOUR LOVE (DEJA VU) 🔥 NILÜFER YANYA - CRASH 🔥 JESSIE REYEZ - COFFIN (ft. Eminem) 🔥 SYLVAN ESSO - ROOFTOP DANCING 🔥 KING PRINCESS - OHIO 🔥 SHELTER BOY - FOREVER YOU'LL BE KNOWN 🔥 THE 1975 - JESUS CHRIST 2005 GOD BLESS AMERICA Weihnachten ist einer dieser Tage im Jahr, der mit einer ganz besonderen Mystik verführt und uns schon Wochen zuvor umgibt. Kaum ein Tag ist so aufgeladen mit Gefühlen, Traditionen, Ritualen und Erwartungen. Doch was nach Außen als Fest der Liebe zelebriert wird, ist für viele auch ein echtes Problem. Kaum ein Tag zeigt, wie sehr man aus der Norm fällt, wie weit man von dem Bild des Familienidylls abweicht, wie zerstritten die Familien sind, wie einsam man ist und während aus den Boxen ‚Have Yourself A Merry Little Christmas‘ rauscht, erscheint die eigene Misere in drastischerem Licht. Wie also Weihnachten 2020 verbringen?
Im übrigen findet ihr hier ein paar eigene Kartendesigns zum Ausdrucken und Ausmalen – ganz for free!
Hier findet ihr das Rezept und hier die Playlist!
Drei-Gänge-Menü – es geht darum, sich mit Geschmack und Geruch zu verwöhnen.
Telefonseelsorge 0800 111 0 111 Berliner Krisendienst Neun Standorte und Telefonedienste des Berliner Krisendiestes, steht zur verfügung und tut sein Möglichstes euch an jeder Stelle zu empfangen. Dort werdet ihr nicht alleine sein und die Leute geben alles, um euch ein gutes Gefühl zu geben. Auserseiter-Gefühl: Fehlanzeige! Silbernetz 0800 4 70 80 90 Das Silbernetz steht alleinstehenden, älteren und vereinsamten Menschen zur Verfügung und versucht sie mit Angeboten oder anderen Menschen in der Nachbarschaft zu vernetzen. Darf man denn jetzt gar nichts mehr fragen?!
NEIN! Schlichtweg nein. Als (Musik)Journalistin habe ich einen vernünftigen, kritischen Job zu machen, der nicht Stereotype fortführt oder den gesellschaftlichen Ereignissen derart hinterherhinkt, dass tatsächlich nach fu*in Hanau Rassismus in Deutschland infrage gestellt wird. Nicht jede dieser Fragen habe ich genau so gelesen oder sogar selbst gestellt. Aber ich bin aufgewachsen mit Texten, die nur allzu viele dieser Aussagen reproduziert haben. So habe ich X-Mal gehört, dass @ilgennurtatsächlich auch mit türkischer Musik aufwuchs, was man wirklich keinen Funken in ihren Songs hört und Nada mit ihrem Album zu tun hat. (Hey @annenmaykantereit , ihr steht doch so auf die selben 4 Akkorde und Lines, aber seid ihr eigentlich mit Wagner und Beethoven aufgewachsen? Vielleicht könnte man da Leitmotiv-technisch noch was wertvolles zusammenbasteln) Oder dass Nilüfer Yanya(abgesehen davon, dass man sich wenig Mühe gibt, ihren Namen richtig auszusprechen) „Soul im Blut hat“, obwohl sie astreinen Indie macht und wirklich nicht viel mit Soul am Hut hat. Oder dass eine Schwarze Musiker*innen eine gute Stimme und Rhythmusgefühl vorausgesetzt wird und alle aus den Wolken fallen und überbetonen, wenn jemand wie Alicia Keys, eine langjährige Ausbildung hatte oder wie Sudan Archives, ein klassisches Instrument wie eine Geige perfekt beherrscht. Und auch unter Schwarzen gibt es introvertierte Menschen oder POC’s, die nicht aktivistisch sind oder ständig über Politik reden, sondern einfach nur nice Pop-Musik machen, die einfach nur gefallen soll. Klar, werde ich kritische Fragen stellen, wenn es musikalische Referenzen gibt oder aktivistische Lyrics. Doch der Großteil des Deutschen Musikjournalismus kommt nicht aus dem exotischen Denken und einer exotisierenden Schreibe raus und hat einiges zu lernen! Ich gebe alles, um dieses Mindset hinter mir zu lassen und in jedweder Hinsicht eine kritische Journalistin zu werden In der Freitagnacht wurde dem verurteilten Regisseur Roman Polanski eine weitere Auszeichnung für den Film „Intrige“ verliehen und ein weiteres Mal wurde ein sexuelles Verbrechen gebilligt, ein weiteres Mal darf man sich nun Diskussionen stellen, die fragen, ob man Kunst und Künstler nicht trennen könne (wenn es einem in den Kram passt) und auch ein weiteres Mal beruft man sich auf eine rein ästhetische Entscheidung. Doch wie konnte es überhaupt zu einem weiteren Polanski-Film kommen?
Trotz der mittlerweile 3-jährigen Me-Too-Debatte habe ich mir ein recht naives Bild der Kulturwelt aufrecht erhalten. Denn nach wie vor glaube ich, dass Kunst und Kultur gesellschaftlich vorangehen sollte, dass diese kleine Subgesellschaft besonders in der kleinen nicht-kapital-orientierten Szene, die bestmögliche liberale, offene Struktur einer freien, wagemutigen und gleichberechtigten Gesellschaft begünstigt. Durch das Auslösen von Emotionen und Denkanstößen glaube ich daran, dass Kunst mehr Menschen erreicht, inspiriert und einen Wandel besser vorantreiben kann, als Ethikunterricht, Sozialwissenschaften an den Universitäten oder Sonntagszeitschriften, deren Zielgruppe gerne in dem jeweiligen Konsens lebt. Doch die Schere zwischen meiner kleinen, idealisierten Alternativen Szene und der glamourösen Filmbranche, die auch einen kommerziellen Anspruch verfolgt, ist aufgrund der hohen Produktionskosten besonders groß, weshalb es umso wichtiger ist, dass Institute, Produktionsfirmen, Filmverleiher und Förderungen ihr Geld in die richtigen, sorgfältig ausgewählten Hände zu geben. Die Budgetrechnungen setzen quasi schon eine Selektion voraus, und jeder Penny ist hart umkämpft. Nur wenigen Regisseuren und noch weniger Regisseurinnen wird ermöglicht ihre Perspektive zu teilen, ihren Blick auf eine Situation oder einen Konflikt für mehrere Minuten aufzubauen, Leute damit einzunehmen, zu verzaubern, mitzureißen oder zu erschüttern und sie danach wieder auszuspucken und für einen Bruchteil in ihre Gedankenwelt einzudringen und sie mit den Geschichten und Bildern vielleicht sogar zu formen. Im Falle „Intrige“, der die Dreyfuss-Affäre behandelt, hat man sich entschieden, diese Ehre Roman Polanski zukommen zu lassen. Als Regisseur, der in einem jüdischen Getto groß wurde, mag dies zum Film thematisch zu passen, doch bin ich mir sicher eine andere jüdischer Regisseurin, ein anderer jüdischer Regisseur, hätte einen ähnlichen Film-Epos erschaffen können und eine Aussage treffen können, die nicht von Vergewaltigungsvorwürfen überschattet wird. Die Wahl des Regisseurs mit Polanskis jüdisch-sein zu rechtfertigen ist vorschnell und lässt in einigen Argumentationsketten äußerst zweifelhafte Umkehrschlüsse zu - sollte man dabei auch infrage stellen, ob sich JüdInnen tatsächlich von Polanski repräsentiert sehen wollen, wo es doch viele andere JüdInnen mit beeindruckender Vita gibt. Diese Argumentation, die von mehreren defensiven Seiten angedeutet wurde (beispielsweise vom Casar-Gremiums, das Polanski am 28.02.2020 gezielt auszeichnete und seinen Film zwölfmal nominierte), rechtfertigt die Regiebesetzung mit der Biografie des Künstlers, webt dabei selbst ein untrennbares Band zwischen Kunst und Künstler und hebelt damit doch ihr wichtigstes Argument bzw. die zentrale Frage dieser Diskussion aus. Die Diskussion um eben jene Trennung hat mittlerweile jegliche Ernsthaftigkeit verloren und wird von Fall zu Fall anders beantwortet - wie es eben gerade passt. Es ist eine Debatte, die ich gerade noch zulassen kann, wenn es darum geht, ob man sich am Abend, um im Polanski-Kontext zu bleiben, Rosemarys Baby anschaut oder nicht. Doch wenn es darum geht, welchem Künstler man für seine Arbeit 25,500,000 Euro zur Verfügung stellt, sollte man sich gründlicher überlegen, ob man diese Summe tatsächlich in die Sicht eines verurteilten Vergewaltigers, gegen den 6 weitere Vorwürfe in der Luft liegen, investiert. 25,500,000 Euro haben Roman Polanski ein weiteres Werk ermöglicht, dass uns erneut zu dieser Diskussion zwingt, das Frauen dazu bringt einen Saal zu verlassen und der eine „Lynchjustiz“ der Frauenrechtlerinnen formt (Polanski’s Worte in Bezug auf sein Fernbleiben der Cesar-Verleihung). Es sind 25,500,000 Euro, die einem Täter die Möglichkeit geben eine wichtige Geschichte cineastisch und nicht zuletzt moralisch aufzubereiten, und gleichzeitig werden damit anderen möglichen KandidatInnen diese herausragende kulturelle und gesellschaftliche Position verwehrt. Weltkino und Playtime finanzierten lieber die Kunst eines Straftäters, der seiner eigenen Strafe seit über 30 Jahren entgeht, als die eines oder einer Anderen oder einer Anderen. Dabei erwartet man doch bei solchen Summen eine reflektierte, gescheite Wahl; eine Wahl, die künstlerisch wertvoll ist, die der europäischen Kunstszene würdig ist, und die nach drei Jahren Debatte ihre Schlüsse zieht und nicht 25,500,000 Euro in die verurteilten, schmutzigen Hände Polanskis legt. Der Cesar hat sich entschieden eben nicht nur Polanski und diesen Film auszuzeichnen, sondern auch die Leute zu bestätigen, die diesen Mann auswählten und sich trotz all dieser Argumente wohl darauf verlassen konnten, dass sein Name Menschen ins Kino zieht, die nichts darüber wissen oder sich auf seine Seite stellen. Es zeigt, dass das Netzwerk dieses Mannes schwerer wiegt, als eine moralische Diskussion um Sexismus und dass seine alten Kumpels, die in den großen Läden etwas zu sagen haben auch heute noch diese Positionen bekleiden oder weiterhin Macht ausstrahlen. Es zeigt leider auch, dass ein Polanski-Film noch ein super Sprungbrett für deine Karriere ist und viele gerne mit ihm zusammen arbeiten wollen, auch Schauspieler und -innen die am Weltfrauentag mutig #metoo tweeten. Dass „Intrige“ nun erneut ausgezeichnet wird, ist nur eine logische Konsequenz dieser Kausalkette, dieser Entscheidung und der Billigung von Polanskis „einer Sünde“. In den vergangenen Wochen habe ich mich im Zuge zahlreicher Bewerbungen noch ein Bisschen mehr mit dem Musikjournalismus in Deutschland auseinander gesetzt als ohnehin.... Gut, dass Kultur- insbesondere Musikjournalismus im Printbereich hier auf einem absteigenden Ast ist, ist kein Geheimnis. Die Gründe hingegen scheinen den betroffenen ChefredakteurInnen und HerausgeberInnen einige Rätsel aufzugeben.
Anders kann ich mir nicht erklären, dass Musikexpress, Rolling Stone, Spex, div. Feuilletons und Radiostationen kein Bisschen von ihrem Kurs abweichen und an Mustern festhalten, die das Genre zurecht austauschbar machen. Es entstanden ungeschriebene Regeln, wie die standardisierten Rezensionen auszusehen haben, Richtlinien, welche Themen politisiert aufgebauscht werden dürfen, und bei welchen Genres und KünstlerInnen man schön die Klappe hält. Sowohl die Kultursparten als auch Journalismus im Allgemeinen, hat Probleme durch die zunehmende Schnelllebigkeit der Medienwelt und reaktionäre Headlines wurden zum Rezept gegen die Flut aus Information. Ansonsten hat sich herzlich wenig getan, um wieder ein größeres Publikum zu erreichen oder beispielsweise Print und Onlinemedien miteinander zu vereinen. Noch dazu lesen sich die Redaktionsteams der großen Musikblätter, die ihren Erfolg primär nur noch durch ihren Namen rechtfertigen und nicht müde werden sich auf ihre eigene langlebige Existenz einen runter zu holen, wie ein Männerclub, der sich monatlich trifft, um über die Platte als solches, anzubeten und den Mid-Life-Crisis zu überstehen. Ich habe daher aus allem was sich in den letzten Jahren an Kritik in mit angehäuft hat, in dieser Liste zusammengefasst und möchte damit meine Kolleginnen und Kollegen aufrufen auch ihrem Ärger Luft zu machen und frische Perspektiven zu teilen. Lasst uns mal ran, lasst uns mal den helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Lasst uns mal weniger unser Kritikertum abfeiern und mal schön in den Dialog gehen. Lasst uns mal ein bisschen Diversität in eure elitären Privatclubs bringen und neue Perspektiven erzählen. In leichten Wellen fielen Ilgen-Nur die Haare über die Schulter. Lässig zurück-gelehnt, saß sie auf dem Stuhl in den Räumen ihres Managements, wo ich die New Comerin treffen durfte, um über ihr Debütalbum Power Nap zu sprechen; In einer Hand eine selbst gedrehte Zigarette, in der anderen eine Strähne. "Es ist einfach nur ein gutes Gefühl, dass es jetzt draußen ist und man nicht mehr nervös darauf wartet oder noch einmal an Sachen herumbastelt." Wem dieser Name noch kein Begriff sein sollte, hat dringenden Nachholbedarf, denn wie mehrere aktuelle Künstlerinnen auf der ganzen Welt, hat sie sich dazu entschlossen, ihren Teil zur Rettung der Indiemusik beizutragen und verleiht der mehrmals für Tod erklärten Gitarrenmusik eine sehr lebendige und innovative Seite. 10 Songs zählt das Album, das mit markantem, klarem Stil und kohärenten Themen auftritt, was bei einem Erstlingswerk bemerkenswert ist: "Das war eigentlich ein ziemlich organischer Prozess. Auf der EP war noch nicht so klar, wie sich die Musik entwickeln wird, aber für das Album habe ich mir auch zwei Jahre Zeit genommen, war viel auf Tour und habe so meinen Stil mehr und mehr gefunden, ohne darüber viel nachzudenken." Die Songs schreibt sie für sich selbst, allein, im stillen Kämmerlein. An ihrer E-Gitarre fühlt sich Ilgen-Nur am wohlsten, schreibt Notizen für Bass oder Klavier und präsentiert die Songs erst ihrer Studioband, wenn sie diese auch sicher allein performen und präsentieren kann. Erst dann wird gemeinsam an den Arrangements gearbeitet, doch Melodie und Texte sind allein Ilgen's Werk und daher fix. "Meine Band ist super, aber ich bin einfach zu sehr Kontrollfreak, um mit anderen zu schreiben." In der letzten Woche folgte ein Interview auf das andere, zahlreiche Reviews erschienen, langsam fällt der Druck von ihren Schultern, denn die Stimmen der Presse, sind überwiegend positiv. Dennoch hat mich meine Recherche der letzten Woche stutzig gemacht, denn kaum ein Bericht kam ohne die Stichworte Slackerqueen, Coming of Age und Generation Z aus. Aktiv oder bewusst hat Ilgen-Nur keine dieser Themen und Beschreibungen zu ihrer künstlerischen Identität gemacht. Nachdem sie den ersten Begriff erst einmal nachgeschlagen hat, konnte sie schon verstehen, woher es kommt "Ja ich schlafe viel und mein Album heisst Powernap, aber so viel Faulheit kann man sich als junge Künstlerin auch nicht leisten. Eigentlich finde ich, dass ich mich eher zum Workaholic entwickelt habe." Auch die andren beiden Charakterisierungen zeigen nur eine Facette der textlichen Welt, der sich Ilgen-Nur widmet. Als Jahrgang 1996 teilt sie Probleme mit ihrer Geration und befindet sich in einer Episode, die schnelllebig ist und in der sich viel verändert. Es ist nur eine logische Konsequenz, dass sich dies auch in ihren Texten widerspiegelt, wobei ihr Publikum von 14 an nach oben offen sehr durchmischt und divers ist. Doch zu viel Zeit vor dem Handy zu verbringen ist eben nur eine Zeile und wird gefolgt von kritischen, dunklen und düsteren Themen, die stärker in den Fokus gerückt werden sollten. "Vielleicht haben die Leute Angst mit mir wirklich über die düsteren Texte zu sprechen, obwohl ich da ganz klar sage was Sache ist!" Sie bezieht sich dabei auf TV, ein Song, der auch in die Schublade Zeitvertreib und Prokrastination gelegt werden könnte, wäre da nicht der scharfe Refrain: But I could be anyone | I could be having fun Come on, take me out, take me out my own house Generell öffnet sich die junge Musikerin in ihren Songs und präsentiert sich ehrlich und ungefiltert. Mit wenigen lyrischen Schlenkern, malerischen Bildern und fiktiven Situationen spricht sie von sich, ihrer Welt, ihren Problemen und Gedanken, ohne dabei sowohl ihr Umfeld als auch die eigene Person vor Publikum zu kritisieren. "Ich schreibe kein Tagebuch. Ich schreibe Songs", sagt sie mit einem durchdringenden Blick, der mir verdeutlicht, dass ihr die Ehrlichkeit ihrer Texte viel bedeutet und es Mut verlangt vor so vielen Menschen, Fehler einzugestehen, wie sie es in New Song II tut. Gleichzeitig hilft der Prozess des Songwriting, Verhaltensweisen zu erkennen und abzulegen. Der ruhigste Song der Platte, der die Flucht in die Unerreichbarkeit, wenn die Dinge nicht mehr so laufen, beschreibt - wir Millennials nennen das übrigens ghosten - zeigt eine verwundbare und reuevolle Seite. Ein ziemlicher Arschlochmove, dem die meisten schon einmal zum Opfer geworden sind, alles in allem aber mehr Verdrängung als eine bewusste Entscheidung ist. Gleichzeitig sieht sich Ilgen-Nur anderen Phänomenen der Schnelllebigkeit ausgesetzt. "Man verpasst einfach immer etwas. Irgendein Freund ist immer in einer Bar oder auf einer Party und es ist schwer geworden alleine zu sein, obwohl ich das immer viel und auch gerne war.“ Mittlerweile hat sich ihr Lebensmittelpunkt nach Berlin verschoben, wo die ruhigen Minuten immer weniger werden. Doch gerade die Melancholie ist die größte Inspirationsquelle, weshalb Phasen von Glück und Zufriedenheit die Musikerin eher nervös machen: "Worüber soll ich denn jetzt schreiben?!" Kein Wunder, dass die Lethargie in jedem Song mitschwingt und der entspannte, faule Slackerlifestyle letztlich von der Ernsthaftigkeit mit der sie über ihre Deep Thoughts und die Einsamkeit zerschlagen wird. Bereits auf der EP brachte Ilgen mit No Emotions einen Song voller Wut und Empowerment raus, der hinter dem Wirbel um ihre Person, ihre Herkunft, ihrem Geschlecht und ihre Coolness unterging. "Wieso müssen meine türkischen Wurzeln, denn schon immer im zweiten Satz erwähnt werden?! Meine Musik ist kein bisschen davon beeinflusst, es ist zu hundert Prozent amerikanische, britische Indiemukke." Der Fokus hat sich ziemlich auf die Persona Ilgen-Nur verlagert, anstatt die tollen Basslines zu thematisieren, die In My Head erst besonders machen, ihre gesanglichen Qualitäten herauszuarbeiten, die im Indierock durchaus keine Voraussetzung sind oder den Mut ihrer Worte, wert zu schätzen. In den kommenden Monaten könnt ihr Ilgen-Nur auf einer großen Tour erleben, auf der auch einige internationale Locations besucht werden. Doch nun wird erst einmal genau hingehört und Power Nap in allen Einzelheit, Facetten und Momenten aufgesogen. Kommt, wir wälzen uns in der Melancholie, um dann gestärkt wieder hervorzugehen - sollte das nicht der Grund für Musik sein?! Mit seiner Gitarre auf dem Schoß hatte es sich Sam Johnson bereits auf den breiten Holzstufen hinter dem großen Universal-Komplex bequem gemacht und zupfte seelenruhig vor sich hin. Es herrschte ein reges Treiben am Spree-Ufer, die Sonne stand hoch und seine beschwingten Songs reihten sich ganz organisch in das Bild der ausgelassenen Sommerfreude eines Freitag Nachmittags ein. Hinter dem jungen Briten liegt ein ereignisreiches Jahr. Seit seinem Release seiner ersten Single The Perfect Circle ist viel passiert: „Ich lebe jetzt in einer WG in London, während ich vorher total ländlich gewohnt habe und Songs wie ‚The Perfect Circle‘ nur auf kurzen Besuchen in London entstehen konnten. Ich bekam einen Plattenvertrag, wir haben eine EP aufgenommen und meine langjährige Beziehung endete in diesem Jahr. Erst in den letzten Wochen wurde außerdem mein Elternhaus in Shropshire verkauft. Meine Mutter und ich haben es gemeinsam ausgeräumt und ich bin sicher, darüber werden noch einige Songs entstehen.“ Die am 01.11. erscheinende EP widmet Johnson den Eastcoat Studios, die in der aufregenden Zeit sein musikalisches Zuhause wurden. Hier arbeitete er in erster Linie mit Elliot James zusammen, der auch die neueste Single Trip on Gold produzierte. Ein schneller Gitarrenrhythmus, ein Klatschen und ein ziemlich leichter Beat geben einem schnell das Gefühl in einem Cabrio übers Land zu brausen; Freiheit und Beschwingtheit sind zentrale Elemente der EP. Auch die Single Medicine For My Brain wird von der Gitarre dominiert und brachte Johnson letztlich die nötige Aufmerksamkeit der Plattenfirmen und das, obwohl er die Musikindustrie ausgerechnet in diesem Song aufs Korn nimmt. Ab heute gibt es den Song auch in einer Acoustic Version. „Ich wollte in erster Linie ausdrücken: Hey, ich freue mich, meine Musik selbst zu machen, ich habe Spaß daran und bin nicht auf eine Plattenfirma angewiesen. Jetzt wo ich diesen Deal habe ist es natürlich unglaublich! Ziemlich ironisch, da schreibt man so einen Song und erreicht damit die Labels.“ Trotzdem lässt sich Sam Johnson nur wenig reinreden, ganz besonders was die Texte angeht, die für das Herzstück seiner Musik sind. Es sollen seine Worte sein, die er singt, die die Leute hören und nicht die Worte von jemand anderem. Und tatsächlich verhandelt Sam in seinen Songs gar nicht so fröhliche Themen, wie es die Melodie andeutet. Da kommt es schon mal vor, dass zu den fröhlichen Klängen und über den mitreißenden Beat die besagte Trennung oder der Tod des Vaters verarbeitet wird - belanglosem Radiogedudel sagt er damit den Kampf an. „Ich finde es cool, wenn tiefe, traurige, vielleicht sogar dunkle Texte einen Funken Licht in der Melodie meiner Musik finden. Es ist wie ein kleiner Zaubertrick - in einem Moment ist man glücklich und möchte dazu tanzen, aber wenn man sich hinsetzt und sich mit meinen Songs auseinander setzt, offenbart sich diese andere Seite.“ Verschmitzt lacht der Musiker, als ich ihn nach seinen Träumen und der perfekten Karriere frage: „Ohje berühmte letzte Worte…“ Auch in Zukunft soll sich nichts daran ändern, wie er Musik schreibt und damit Themen verarbeitet. Zwar verlässt er sich auf sein Produktionsteam, versucht viel in den Eastcoat studios zu lernen, aber letztlich möchte er sich weiterhin im Songwriting auf seine eigene Intuition verlassen. „Meine Musik soll immer einen Effekt auf die Menschen haben und nicht seinen Wert verlieren. Es ist wichtig authentisch zu bleiben, mich nicht zu verbiegen und und ich denke dabei ist es wichtig, dass meine Texte weiter im Fokus stehen.“ Die Entschlossenheit, mit der Johnson spricht, lassen eigentlich kaum Zweifel daran, dass sein großes Vorhaben in die Tat umgesetzt wird und er sich dabei nicht im täglich Geschäft mit Popmusik verliert. Nun folgt erst einmal die Eastcoat EP am 1. November und auch darauf werden also noch einige Songs von Sam Johnson folgen, auf die man sich freuen kann! Ende April erschien bereits Billie Martens zweites Studioalbum, das den wunderschönen Titel Feeding Seahorses by Hand trägt. Ähnlich malerisch ist die Sprache ihrer Songs, die mit so viel Leichtigkeit dahingleiten, dass es fast weh tut, das Album in der Stadt zu hören. Doch weit ab von Lärm, Asphalt und verbauter Sicht, lädt sie zum Fliegen ein. Die Musikerin kombiniert klassische Folkelemente mit ihrer zarten Singersongwriter-Stimme und erinnert dabei an Laura Marley und Lucy Rose - schließlich war es auch ein Lucy Rose Song, der Billie vor mittlerweile acht Jahren zu einem kleinen viralen Hit machte. Seitdem hat sich viel bei der damals Zwölfjährigen getan. Sie ist erwachsener geworden, hat die Schule besucht, ein Album veröffentlicht und auf dem Leeds Festival performt. Der erste Song Cartoon People ist bereits verstörend schön und es fällt nicht schwer mit den ersten Klängen abzuschweifen, von Dingen die man sowieso nicht wirklich machen wollte und Billie Marten in Richtung Krise zu Folgen, wie es am Ende des Songs heißt. Man sollte es als Warnung verstehen, denn immer wieder folgen ziemlich viele depressionslastige Passagen, die mit Härte und Deutlichkeit formuliert sind und einen starken Kontrast zur Zerbrechlichkeit der Klänge bilden. Kleinlaut, leise und zaghaft schleicht man von Song zu Song, ohne dabei so richtig zu merken, ob man nun traurig ist oder berührt und beflügelt vom weichen Sound. Eine diffuse Gefühlsmasse baut sich auf, die die Müdigkeit und Unklarheit einer Depression ziemlich auf den Punkt bringen. Dennoch hinterlassen die Lieder keine klaffenden Wunden, sondern entwickeln durch die starke Bildsprache immer wieder kleine Momente der Friedlichkeit. Erst Toulouse durchbricht das Muster und geht entschlossener in Richtung Freiheit und bildet einen kleinen glückseligen Anker innerhalb des Albums. Ich war noch nie dort, doch Billie Marten pflanzt das Kleinstadtgefühl eines Ortes in der Sonne in mich hinein, wo es sich rasend vermehrt. Die Stimmung färbt auch auf den folgenden Titel ab und macht das wohl schwerste Lied des Albums etwas erträglicher. She Dances beginnt ähnlich tänzelnd, doch der Refrain bricht gleich mehrere Herzen. Es wird ein zauberhaftes Motiv nach dem Anderen aufgebaut und ihm anschließend jegliche Farbe entzogen: She howles as she dances | Just like a wolf Schließlich endet das Album mit Fish ziemlich versöhnlich und mit einer harmonischen Zweistimmigkeit und einem letzten Bild, das sich in Pastelltönen und Wasserfarben vor einem ausbreitet: Ein ruhiges, friedvolles Meer, in das das Mädchen vorsichtig hinein gleitet und mit einem Lächeln vor sich hin summt und schwimmt Like a Fish. Billie Marten entlässt den Hörer also mit einem kleinen Hoffnungsschwimmer, der sich durch die letzte fast gesprochene Zeile einprägt und festsetzt und für mich fast eine kathartische Wirkung hat. Es ist ein Album für einige wenige Momente, und obwohl die Playlists, auf denen die Titel gelistet sind anderes vermuten lassen, definitiv kein Album für nebenher. Denn wenn man nur einmal ein paar der Worte aufschnappt, saugt es einen hinein in die Poesie und die karge Welt einer depressiven, jungen Sängerin, die keine Angst hat ihren Kummer zu teilen. Am Ende scheint jedoch der Heilungsprozess und die Überwindung der Krise, die den Anfang machte, stärker zu wiegen. |
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